-Liter-Fass rollt auf nicht ganz legalen Wegen von der Kerb zur Kirmes - Auch dem Bürgermeister hat's geschmeckt
Wölfersheim-Berstadt (sto). Kerb war am Wochenende in Melbach und Kirmes in Berstadt - und in beiden Orten verkaufen sonntagnachmittags die Landfrauen Kaffee und Kuchen. Michael Kräh kam diesmal nach Melbach, aber weniger zum Essen als zum Schenken. Im letzten Jahr war der vollschlanke Berstädter just an jenem Tag spontan den dortigen Landfrauen beigetreten - mit dem Versprechen, heuer einen Kuchen anzuschleppen. Gleich danach war auch sein Kumpel Heinz Müller eingetreten.
Der Verband machte den Herren der Schöpfung einen Strich durch die Rechnung, doch der versprochene Kuchen blieb im Gespräch. So tauchten die beiden am frühen Sonntagnachmittag mit einer absolut gelungenen Schwarzwälderkirsch auf, die die Tafel bereicherte und immerhin einen knappen Zwanziger in die Kasse spülte.
Die Wohltäter aßen noch ein Stück Kuchen und genehmigten sich ein Bierchen, ehe sie sich unter bitteren Tränen angesichts des nicht genehmigten Beitritts zurückzogen.
Das Gefühl der Wehmut verflog freilich blitzartig, als sie vor dem Dorfgemeinschaftshaus am Getränkecontainer vorbeikamen...
Zeitsprung - 20 Stunden später in Berstadt: Beim Frühschoppen werden die Besucher inclusive Bürgermeister Rouven Kötter von einer Durchsage überrascht: "Die Freiwillige Feuerwehr Melbach hat 30 Liter Freibier gestiftet! " Dieser Gerstensaft soll besser geschmeckt haben als jeder andere Tropfen bei der Kirmes.
Mancher wird es schon ahnen: Die Tortenspender Kräh und Müller hatten bemerkt, dass der Melbacher Biervorrat weder hinter Schloss und Riegel noch unter Aufsicht war. Also hatten die beiden getauften Christen kurzerhand das siebte Gebot außer Kraft gesetzt und waren mit einem vollen 30-Liter-Fass in Berstadt angekommen.
Solch finstere Raubrittermethoden wollte der Vorsitzende der Berstädter Feuerwehr, Michael Käs, allerdings nicht decken - er bat den Bierlieferanten beider Festivitäten, den Melbachern eventuell fehlendes Leergut nicht in Rechnung zu stellen. Das vermutlich in Melbach nicht zu findende 30-Liter-Fass könne er leer in Berstadt bekommen.
Am Dienstagabend sollen mit Schlag- und Stichwaffen (vielleicht waren's auch nur Schirme gegen den Regen) die Vorsitzende der Melbacher Landfrauen, Elvira Schwarzmeier, und die Rechnerin der dortigen Feuerwehr Melbach, Heike Meiss, in Berstadt gesichtet worden sein. Vermutlich wollten sie den Herren Kräh und Müller für die Torte danken. Die beiden Bierdiebe waren jedoch nicht zu finden.
Ein Gerücht, das zeitweise die Runde machte, hat sich übrigens als echte Zeitungs-Ente herausgestellt, noch bevor es zu lesen war: Michael Kräh hat die Torte selbst gebacken und nicht den Berstädter Landfrauen bei der dortigen Kirmes abgekauft.